Die Politik begreift, wie ernst es um die Autoindustrie steht. Jetzt geht es darum, im Schulterschluss zu handeln. Die tausenden von Zuliefererbetrieben brauchen Unterstützung auf verschiedenen Ebenen. Auch das war ein Ergebnis unseres ACOD-Jahreskongress.
Ein wichtiges Förderinstrument, das auf die Corona-bedingte Einbrüche abhebt, ist die Schaffung eines Konsumanreiz beim Endverbraucher. Nur so können die Unternehmen Produkte, die sie in der Vergangenheit hergestellt und verkauft haben, auch weiter anbieten. Beim anstehenden Strukturwandel in Richtung Elektromobilität, der auch schon vor Corona sichtbar war, bedarf es anderer Maßnahmen. Wenn Unternehmen ihre bisherigen Produkte nicht oder nur ich in geringeren Mengen verkaufen können, müssen sie für die Entwicklung von Alternativen in Forschung, Entwicklung, neue Maschinen und die Qualifizierung ihrer Mitarbeiter investieren.
Das Geld dafür bekommen sie in dieser angespannten Situation voller Risiken allerdings kaum von den Banken. Auch mit den Rücklagen sieht es bei vielen mau aus, weil schon vor Corona viel investiert wurde und die Ersparnisse dann für die notwendigen Zukunftsinvestitionen schlicht nicht ausreichen.
Woher also soll das Geld also kommen? Dass Beamte aus dem Wirtschafts- oder Finanzministerium plötzlich eine Eisengießerei, ein Presswerk oder ein Digitalunternehmen führen, kann ich mir nur schwer vorstellen. Der Staat hat seine Aufgaben und Kompetenzen. Dazu gehört das Unternehmertum eher nicht.
Deshalb glaube ich, dass private Investitionsfonds der richtige Weg sind. Die Erfahrungen zeigen aber auch: Je größer das Risiko in der Branche, desto höher müssendie Gewinnerwartungen an das einzelne Investment sein, weil es sich ansonsten schlicht und einfach nicht rechnet.
Dieses Denken kann man nur aufbrechen, wenn es zu einer Risikoabsicherung der Investition durch den Staat – ähnlich wie beim Hermes Bürgschaften im Auslandsgeschäft – kommt.
Wichtig: Anders als bei den 40 Mrd. Strukturanpassungsmitteln im Braunkohlebereich reden wir nicht über Direktzahlungen, sondern für Absicherungen für den Fall, dass es am Ende trotz der Investiven für das Unternehmen keine Zukunft gibt.
Zum Dritten bedarf eines Konsumanreiz durch die Bereitstellung von Infrastrukturen. Elektroautos werden nur dann nicht mehr im 10.000er Maßstab, sondern zu Millionen ver- und gekauft, wenn das Tanken (= Laden) unkompliziert funktioniert. Deshalb brauchen wir Ladesäulen dort, wo die Fahrzeuge der Menschen länger stehen: Auf der Arbeit und zu Hause. Die derzeitige Förderung spiegelt diesen Focus leider noch nicht wider.
Und wer sich fragt, warum das alles, der sei darauf hingewiesen, dass alleine in Ostdeutschland pro Jahr ca. 950.000 Autos von Menschen hergestellt werden! Autos, die ein Verkaufswert von 40 – 45 Mrd. € darstellen.